Wir entdecken unser Land
Unsere Klasse auf Reisen


Rom, Athen, St. Petersburg - an Reiseziele, die für Schüler unserer Tage fast schon zum Standardprogramm gehören, war in unserer Schulzeit natürlich nicht zu denken. Da war es schon ein Ereignis, wenn einer der Klassenkameraden einmal - und in aller Regel mit den Eltern - eine Auslandsreise unternahm, Fotos davon herumreichte und wir gespannt den Geschichten aus der »weiten Welt« lauschten. Unser Google Maps war der Diercke-Weltatlas, statt uns durch Wikipedia zu klicken, blätterten wir in Knaurs Lexikon, und wen ein gelegentliches Fernweh überkam, konnte sich von Freddy Quinn und Bernhard Grzimek in die Welt hinausführen lassen. Im September 1959 etwa schauten wir uns alle zusammen im Deli Serengeti darf nicht sterben an.

Für uns hieß es damals frei nach Goethe: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Der Hümmling, das Land an Leda und Ems lagen direkt vor unserer Haustür, zu den Ostfriesischen Inseln war es auch nicht allzeit weit, und selbst Städte wie Oldenburg oder Bremen (erinnert sich noch jemand an den Ausflug ins Übersee-Museum?) waren schnell erreicht. Und immer hatten wir unseren Spaß. Auf Norderney gab es einen satten Anpfiff von Herrn Sodtalbers, weil eine kleine Gruppe von Jungs (ich weiß es noch genau, ich war einer davon) uns zu weit ins Watt vorgewagt hatte und dann durch knietiefe Priele an den rettenden Strand zurückstapfen mussten. An lohnenden Reisezielen war also kein Mangel, und niemanden von uns gelüstete es im beschaulichen Leer nach fernen Ländern und den Verlockungen hektischer Weltmetropolen. Außerdem, seien wir ehrlich, haben viele von uns die Schönheiten und Geheimnisse Ostfrieslands doch erst viel später kennen- und schätzen gelernt.

Am Anfang standen die Wandertage, sozusagen als praktische Anschauung des Heimatkundeunterrichts. Wir entdeckten unser Land und freuten uns über den schulfreien Tag. Unvergessen sind die Fahrten mit den Reisebussen von Auto Fischer. Am Ende der Schulzeit standen dann die mehrtägigen Ausflüge in den Harz, wo wir uns tapfer die Berge hinaufschleppten oder singend ("Hohe Tannen") durch die Wälder wanderten. Die Krönung des Ganzen war schließlich die Fahrt an den Rhein. Auch sie hat in unserer Erinnerung Jahrzehnte überdauert, und die Fotos, die ihr auf den folgende Seiten seht, werden sie gewiss wieder lebendig machen.